Die ersten Feldforschungen zum Römischen Goldbergbau im „Karth“

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Die ersten Feldforschungen im Rahmen des FWF-Projektes zum Römischen Goldbergbau im „Karth“ (FWF, Projekt 30790-G25) wurden mit großem Erfolg abgeschlossen.

Im Zuge von Geländebegehungen konnten weitere Staubecken lokalisiert werden. Zurzeit

kennen wir 16 zum Goldbergbau gehörende Staubecken. Die Kartierung der Wasserleitungen hat gezeigt, dass die Einzugsgebiete wesentlich weiter südlich liegen als ursprünglich angenommen, nämlich in den Gemeindegebieten von Otterthal, Feistritz und Grimmenstein. In diesem Zusammenhang möchte ich Mag. Thomas Fleck, Nadine Riegler und Markus Foidl (Weibnitz), die sich seit Jahren intensiv der Kartierung der Wasserleitungen widmen, als neue Mitarbeiter in unserem Projekt begrüßen.

Die archäologischen Untersuchungen konzentrierten sich auf Becken 2 in Abbaugebiet 2. Mit zwei Grabungsschnitten gelang es Erkenntnisse zur Bauweise des Staubeckens zu gewinnen. Der Wallschnitt zeigt, dass die nachrömische Überlagerung maximal 30 cm mächtig ist und dass der Wall in Originalhöhe erhalten ist. Bei der Aushebung des Beckens wurde der Umriss zunächst durch Steine markiert. Anschließend wurde das Beckeninnere rund 1 m tief ausgehoben. Aus dem Aushubmaterial (verwitterte Rotlehmserie und Rotlehmserie) wurde der Wall aufgeschüttet. Die stark lehmigen Anteile der Rotlehmserie wurden als rund 20 bis 50 cm mächtige Abdichtung auf der Beckensohle und entlang des unteren Teils des Walles aufgebracht. Zur Stabilisierung des Übergangs von der Beckensohle zum Wall wurde die hier aufgebrachte Abdichtung mit Aushubmaterial überdeckt. Vereinzelt konnten auf der Wallkrone Steine als Befestigung beobachtet werden. Zur Zeit des Betriebs hatte der Wall eine Höhe von rund 2 m über dem Beckenboden.  

Weiters wurde der Auslauf des Beckens zum Abbau untersucht. Das Ablassen des Wassers war nur mit einem Hubschütz, das heisst einer vertikal angebrachten Holzplatte, die mittels Seilzug gehoben und gesenkt wurde, möglich. Zu einer derartigen Konstruktion gehörende Pfostenlöcher fehlten. Es ist daher anzunehmen, dass der Hubschütz in eine kastenartige, beidseitig in den Stauwällen verankerte Holzkonstruktion eingebaut war. Diese Konstruktion wurde wahrscheinlich nach Aufgabe des Beckens großteils entfernt und etwaige noch vorhandene Reste ins Tal gespült. An der zum Abbau führenden Seite des Auslaufkanals war die Sohle mit einer Steinlage befestigt um eine Ausspülung des Kanals zu verhindern.

Intensive Studien der LIDAR scans und Geländebegehungen ermöglichten es, den Ablauf des Bergbaus in Abbaugebiet 2 zu rekonstruieren. Große, am oberen Rand der Lagerstätte liegende Becken (z.B. Becken 1, Becken 5, 6 und 2) dienten als Sammelbecken. Um die Lagerstätte gezielt abbauen zu können, wurde Wasser aus diesen großen Becken in weiter unterhalb liegende kleinere Becken geleitet (Spülbecken) und zum Ausschwemmen der Lagerstätte genutzt. In Abbaugebiet 2 sind das die Becken 3, 4 und 14 bis 16.

Wasser wurde von der zu Becken 6 in Abbaugebiet 3 führenden Wasserleitung auch zu Becken 5 geleitet und von dort weiter zu Becken 2. Tief eingeschnittene Rinnen führen zum eigentlichen Abbau, an dessen unterem Ende sich eine Verebnungsfläche befindet. Wahrscheinlich wurde das Feinsediment hier gewaschen. Von hier floss das Wasser über einen natürlichen Graben ins Pittental ab.

Der Vergleich des hydraulischen Abbaus im „Karth“ mit den gut erforschten Bergbaurevieren von Las Médulas in Nordwestspanien und Dolaucothi in Wales zeigt deutlich wie flexibel die römischen Ingenieure in der praktischen Anwendung dieser Bergbautechnik waren. In Las Médulas wurde eine große, aus hartem Konglomerat bestehende Lagerstätte mit Wasserkraft zertrümmert. Die Goldlagerstätte von Dolaucothi ist keine Seifenlagerstätte, sondern eine Ganglagerstätte. Hier wurde Wasser dazu genutzt, den Oberboden abzutragen und so goldhältige Quarzgänge sichtbar zu machen. Diese Quarzgänge wurden mit Schlägel und Eisen und mit Keilen abgebaut und das Taubgestein mit einem Wasserschwall aus den Becken weggespült. Die Lagerstätte im „Karth“ besteht aus lehmigem, mit unterschiedlich großen Geröllen durchsetztem Material. Hier ist es zweckmäßig die Menge des zum Ausschwemmen benutzten Wassers so zu regulieren, dass die Menge des bei einem Schwemmvorgang ausgeschwemmten Materials überschaubar bleibt und aufbereitet werden kann bevor sich das tonige Material der Rotlehmserie wieder verfestigt. Aus diesem Grund wurde Wasser zunächst in großen Sammelbecken gespeichert und weiter in kleinere Becken (sogenannte Spülbecken) geleitet, von wo es gezielt über den abzubauenden Teil der Lagerstätte fließen konnte.

Der Vergleich der ursprünglichen Topografie mit den durch den Bergbau stark erodierten Gräben sowie die Lage der Becken weisen darauf hin, dass der hydraulische Bergbau in allen Abbaugebieten nach Möglichkeit an natürlich vorhandenen Gräben seinen Anfang nahm.

Unser aller Dank gilt den Gemeinden in unserem Forschungsgebiet für die Unterstützung unserer Arbeiten, insbesondere für die Zurverfügungstellung der LIDAR Daten, sowie den Grundbesitzern für die Erlaubnis, auf ihren Grundstücken Geophysik und archäologische Ausgrabungen machen zu dürfen. Ganz besonders bedanken wir uns bei der Gemeinde Natschbach-Loipersbach für die Punschhütte, die für die Zeit der Grabungen zur Werkzeughütte umfunktioniert wurde. Last but not least bedanken wir uns für die positive Einstellung und das große Interesse der örtlichen Bevölkerung an unserem Forschungsprojekt.

Sollte dieser Beitrag Ihr Interesse an der fast 2000 Jahre alten Bergbaugeschichte des „Karth“ geweckt haben, würden wir uns freuen, wenn Sie unsere website (http://stremke-archaeology.net/goldbergbau/index.html) besuchen würden um über den Fortschritt unserer Arbeiten auf dem Laufenden zu bleiben.

 

27.11.2018